Informationen über die Bürgerwehr Leipzig

Mahligs Radikalisierungstendenzen

Die Bürgerwehr „Leipziger Zivilcourage“ hat, wie wir bereits berichteten die Streifentätigkeit eingestellt [1], jedoch existiert die Facebookseite weiterhin und wird von René Mahlig verwendet.

Das Scheitern seiner Bürgerwehr begründete Mahlig mit anderen Projekten und damit mangelnder Zeit. [1] Eines dieser Projekte scheint ein Begleitservice zum Jobcenter zu sein, wie in unserer Rede vom 1. August auf der Kundgebung von „Leipzig nimmt Platz“ berichtet. [2,3,4]

Mahlig sieht sich bereits seit geraumer Zeit im Widerstand gegen „das System“, so nahm er am 6. Juli 2016 an einer gegen Merkel gerichteten Demo von (Ex-)Blood-&-Honour-Kader Sven Liebich in Erfurt teil.

Im „Kampf gegen das System“ nahm Mahlig auch am Protestcamp gegen die Räumung des Reichsbürgers und Ex-Mister-Germany Adrian Ursache in Reuden teil. [5] Ausweislich eines Facebookpostings war Mahlig Augenzeuge wie Adrian Ursache am 25. August von Schüssen des SEK getroffen wurde. [6]

Wie bereits nach der Gefährderansprache durch die Leipziger Polizei im Januar 2016 [7] verfiel Mahlig danach in seine „Mich-kriegt-ihr-nicht-klein!-Widerstand“-Rethorik. Mit einem wesentlichen Unterschied: Seine Sprache war jetzt erheblich gewaltvoller. Er spricht von „aktivem Widerstand“ und seine Postings sprechen von der Bereitschaft zum Sterben. (Zugegeben fanden sich ähnlich verbalradikale Äußerungen schon zuvor, unserer Einschätzung nach, aber nie derart gehäuft.)

Mahlig ist spätestens seit der Unterstützung Ursaches dem Reichsbürgerspektrum zuzuordnen, was durch Postings, die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland anzweifeln und den Fortbestand des Deutschen Reiches propagieren, belegt wird.

Auf seiner privaten Facebookseite fordert Mahlig dazu auf Bild und Privatanschrift des Gerichtsvollziehers, der im Fall Ursache zuständig war, auch auf der Seite der „Leipziger Zivilcourage“ zu teilen.

Bereits in der Vergangenheit zeigte Mahlig eine Affinität zu Gewalt und zu Waffen. Nach eigener Auskunft besitzt er eine Pistole mit 200 „Pfefferpatronen“ [7], bereits im Juni kommentierte der selbsternannte Friedensaktivist, dass er, wenn Gewalt die Sprache der Dummen sei, nun einmal ungebildet wäre. [11]

Zwar scheint Mahlig sich, nachdem wir via Twitter die Informationen zu Mahligs Beteiligung zum Reichbürgerprojekt „Ur“ teilten, sprachlich wieder auf seine vorgebliche Friedlichkeit zu besinnen, jedoch bleibt die Sprache weiterhin aggressiv. Über die „Leipziger Zivilcourage“ werden Unterstützungsangebote gegen Gerichtsvollzieher_innen angeboten.

Darüber hinaus fordert Mahlig ein „Nürnberg 2.0“, garniert mit einer Fotomontage von derzeitigen Politer_innen vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal und der Ankündigung einer „Abrechnung“. Eine gleichnamige Website aus dem Umfeld der Hetzseite PI-News und der muslimfeindlichen Kleinpartei „Die Freiheit“ gab es bereits im Jahr 2011. Diese Seite bezog sich indirekt auf den norwegischen Rechtsterroristen Breivik.[8,9] Im Januar 2016 forderte der Pogida-Gründer Christian Müller ein „Nürnberg 2.0“, was im Ermittelungen des Staatsschutz einbrachte. [10]

Das Bekenntnis zum aktivem Widerstand, der Aufruf die Privatadresse eines Gerichtsvollziehers auf weiteren Seiten zu veröffentlichen, die Affinität zu Gewalt und die Vernetzung zwischen Reichsbürger_innen, sogenannten Wahnwichteln um die Montagsmahnwache Halle und weiteren Gruppen geben Anlass zur Sorge. Wir befürchten momentan Zeuge einer Radikalisierung Mahligs zu werden. Sollte Mahlig wieder Patrouillen seiner Bürgerwehr aufnehmen ist hier höchste Vorsicht geboten.

Der Screenshot zu Beginn wurde dankenswerterweise von @le_zeck zur Verfügung gestellt.

Presseberichte zur Räumung bei Ursache:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/schusswechsel-mit-der-polizei-41-jaehriger-schwer-verletzt-a-1109448.html

http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/halle/schiesserei-reuden-100.html

http://www.mz-web.de/burgenlandkreis/schuesse-bei-raeumungsversuch-polizeieinsatz-im–koenigreich-ur–eskaliert-24644132

[1] https://twitter.com/nowehrle/status/733954026757365760

[2] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/08/04/redebeitrag-bei-le0108/

[3] https://archive.fo/SmEiw

[4] https://archive.fo/whcDP

[5] https://twitter.com/le_zeck/status/768830843196469248

[6] https://twitter.com/le_zeck/status/768897754810556417

[7] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/01/wer-steckt-hinter-der-burgerwehr-leipzig-teil-1-rene-mahlig/

[8] http://www.heise.de/tp/artikel/35/35223/1.html

[9] http://blog.zeit.de/joerglau/2012/01/09/wer-steckt-hinter-nurnberg-2-0_5350

[10] http://www.n-tv.de/politik/Staatsschutz-ermittelt-gegen-Pogida-Chef-article16891876.html

[11] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/744087144252203008

Hinweis: Quelle [11] wurde am 6.9.2016 nachträglich eingefügt.

Redebeitrag bei #le0108

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten, liebe Antirassistinnen und Antirassisten,

wir von NoWehrLe haben, nach der Ankündigung von „Leipzig nimmt Platz“ in Redebeiträgen stärker die neurechten und rechten Strukturen in Leipzig unter die Lupe zu nehmen, uns entschieden einen Abriss über die Leipziger Bürgerwehrprojekte in diesem Jahr zu geben. Machen wir es kurz: Von vier [1] uns bekannten Facebookseiten oder -gruppen hat nur eine den Sprung auf die Straße geschafft, weshalb wir die anderen drei elegant vernachlässigen werden, aber der Reihe nach.

Mitte Januar wurde auf der Facebookseite von Legida Werbung für eine „Bürgerwehr Leipzig“ gemacht, welche den Eindruck erweckte es mit den Patrouillen ernst zu meinen. Recherchen zeigten schnell, dass der Initiator dieser Facebookseite René Mahlig war, der einen leicht ungesunden Faibel für Waffen zu haben scheint, sich als sogenannter Prepper aktiv auf den Zusammenbruch der europäischen Gesellschaft vorbereitet und bereits politische Erfahrungen gesammelt hat. Mahlig war unter anderem Koordinator der Ordner_innen auf der Montagsmahnwachen in Halle, welche vom angeblich ausgestiegenen Blood-and-Honor-Aktivisten Sven Liebich angeführt wird. Ordner_innen dieser vermeintlichen Friedensmahnwachen stellte die Neonazikameradschaft Brigade Halle. [2] Für einige Häme sorgte die Wunschliste für Ausrüstungsgegenstände, die diese Bürgerwehr brauchen sollte. Diese reichte von blauen Warnwesten wegen „der rechtlichen Absicherung“ über Stichschutzwesten und in Deutschland nicht zugelassenen Funkgeräten bis hin zu Taschenlampen, die sich als Schlagwaffe einsetzen lassen konnten und Quarzsandhandschuhen. [3] Tatsächlich folgte die vorgeschlagene Ausrüstung, sowie die Ankündigung in kleineren Gruppen auf Streife zu gehen, einer Blaupause, die der neurechte Journalist Robin Classen auf der Seite einwanderungskritik.de in der zweiten Januarhälfte veröffentlichte.

René Mahlig gründete nach einer juristischen Beratung, mutmaßlich durch den Funktionär der Patriotischen Plattform Roland Ulbrich, welcher keine Berührungsängste zu Silvio Rösler hat, einen Verein, welcher gemeinnützig sein sollte, um die Spendenakquise zu erleichtern. Dieser Verein, dessen Satzung uns vorliegt, erhielt den Namen „Leipziger Zivilcourage e.V.“ und ein Logo, welches hohe Ähnlichkeit mit dem Logo der städtischen Eigenbetriebe aufweist. [4,5] Dieser Name ist tatsächlich noch in anderer Hinsicht bemerkenswert: Er folgt der neurechten Strategie Begriffe, welche überwiegend durch zivilgesellschaftliche Gruppen besetzt sind, umzuwerten und damit die Deutungshoheit über diesen Begriff zu übernehmen.

Bekannt sind zwei Patrouillenversuche der Bürgerwehr um René Mahlig. Die erste, immerhin mit mehr als fünf Beteiligten in den Abendstunden im Umkreis des Hauptbahnhofs fand anscheinend ein relativ schnelles Ende in einer sehr gründlichen Polizeikontrolle. Einige Tage später versuchte sich das Team um Mahlig in einer Streife in der Mittagszeit in der Innenstadt. Diese Streife wurde letzlich abgebrochen, da sich zu viele kritische Beobachter_innen, denen wir an dieser Stelle unseren Dank aussprechen möchten, immer im Umfeld der Streife befanden. Besonders erwähnenswert ist diese Streife aus zwei Gründen:

1. Es wurde klar deutlich, dass die üppigen Materialspenden, welche auf Facebook angekündigt wurden, nie eingetroffen waren.

2. Eine der Personen verortet sich politisch in der Linken und unterstreicht damit den Querfrontcharakter dieses Projekts. Ideologischer Kitt scheint unter Anderem die äußerst unkritische Putinverehrung zu sein. [6]

Bedingt durch diese beiden Misserfolge und pampige Facebookkommentare, in denen mehr Menschen zur Mitarbeit bei der Bürgerwehr aufgerufen wurden, prognostizierten wir am 1. April ein schnelles Ende für die Bürgerwehr. [7] Mitte Mai kündigte Mahlig dann an keine Streifen mehr durchführen zu wollen. [8]

Mittlerweile arbeitet Mahlig an der Legendenbildung um sein gescheitertes Projekt, in dem er von angemeldeten Demonstrationen und weiteren Aktionen spricht, wenn er nicht gerade den Kampf gegen Milch ausruft. [11]

Den Verein namens „Leipziger Zivilcourage“ gibt es wohl nicht mehr, ist doch durch Mahlig einer gleichnamige Firma angemeldet wurden, welche für 99 Cent Widersprüche per Fax ans JobCenter schickt und für knapp 30 Euro pro Stunde Leute zum JobCenter als Zeuge und Beistand begleitet. [9,10]

Zum Schluss möchten wir uns noch an allen Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern bedanken. Ohne euch wäre unsere Arbeit nicht möglich gewesen. Sicherlich wird dies nicht der letzte Versuch der Etablierung einer Bürgerwehr in Leipzig gewesen sein. Bleiben wir also wachsam.

Nachtrag: Mittlerweile verfügt die „Leipziger Zivilcourage“ über einen Instagramaccount. [12] Das Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen René Mahlig ist in der Vorbereitung des Redebeitrags übersehen wurden. [13]

[1] „Bürgerwehr Leipzig – Leipzig Grünau“, „Leipziger Zivilcourage“, „Bürgerwehr Leipzig“ (öffentliche Facebookgruppe) und „Bürgerwehr Leipzig City“ (geschlossene Facebookgruppe)

[2] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/01/wer-steckt-hinter-der-burgerwehr-leipzig-teil-1-rene-mahlig/

[3] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/01/die-ausrustung-der-burgerwehr/

[4] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/03/wer-ist-der-burgerwehranwalt-eine-spurensuche/

[5] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/04/umbenennungen-und-der-burgerwehrverein/

[6] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/11/auswertung-der-ersten-patrouillen/

[7] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/04/01/was-macht-eigentlich-die-burgerwehr-leipzig/

[8] https://twitter.com/nowehrle/status/733954026757365760

[9] http://archive.is/SmEiw

[10] http://archive.is/whcDP

[11] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/721816726543994881

[12] https://twitter.com/Volk11elf/status/758990205059670016

[13] https://twitter.com/le_zeck/status/729115663189585920

Die nächste Bürgerwehr

Bereits am 1. April prognostizierten wir den baldigen Niedergang der Bürgerwehr namens „Leipziger Zivilcourage“ [1]. Am 19. Mai verkündete René Mahlig dann, dass in Zukunft keine weiteren Streifen geben würde. [2] Eine möglicher Grund dafür könnte sein noch laufendes Verfahren wegen Volksverhetzung bei der Staatsanwaltschaft Leipzig sein [3,4,5].

Durch eine beiläufige Facebook Recherche wurden wir auf eine öffentliche Facebookgruppe namens „Bürgerwehr Leipzig“ aufmerksam. Wie uns am 25. Mai mitgeteilt wurde, wird in dieser Facebookgruppe über eine erste Streife dieser neuen Bürgerwehr am 27.5. diskutiert.

Dank der, aus Datenschutzsicht umstrittetenen, Facebookgraphsearch ist es uns gelungen, bereits im Vorfeld einen großen Teil, der 24 Personen umfassenden, Facebookgruppe ausfindig zu machen.

Initiator der Gruppe scheint ein David S. zu sein, welcher als einziger die Facebookgruppe am 12. April teilte. Ausweislich seines Facebookprofils arbeitet S. seit dem 11. April für die Firma „L.E. Security“ [6].

S. scheint direkt durch die „Leipziger Zivilcourage“ um René Mahlig inspiriert zu sein, jedoch sind momentan keine Aufrüstungstendenzen erkennbar. Genau viel Mahlig warb auch S. auf eBay-Kleinanzeigen für seine Bürgerwehr. [7] S. scheint zunächst seine Freundesliste durchforstet zu haben und so blindlings für seine Bürgerwehr rekrutiert zu haben. Jedoch scheint der verbleibende Teile gewisse Präferenzen in diese Richtung so haben.

Mitglied Hank H. gefällt auf Facebook „Selbstjustiz ist eine Lösung“.

Michel R. lässt sich gern über die Demo „Patriotische Europäer sagen Nein (PesN)“ auf dem Laufenden halten. Unter anderem wird diese Demo von „Wir lieben Sachsen/Thügida“ beworben.

Michaela S., die Frau von David S. glaubt nicht, dass es Meinungsfreiheit in Deutschland geben würde, mag rassistische Hetzseiten, die systematische Kriminalität durch Nicht-Biodeutsche suggeriert und möchte Merkels Abwahl. Weiterhin teilt Michaela S. Personenbeschreibungen vermeintlicher Pädophiler. [8]

Auch Mitglied Andrea B. teilt Geschichten über angeblich versuchte Kindesentführungen und die Machtlosigkeit der Polizei. Hier findet sich ein indirekter Bezug zur neurechten Widerstandsrhethorik, welchen durch u.A. durch die vermeintliche Machtlosigkeit der Behörden bzw. deren angeblich rechtswidrigem Auftreten eine sprachliche Vorbereitung auf den „Vorbürgerkrieg“ geben will.

René R. hingegen gefällt die Hetzseite Halle-Leaks von Sven Liebich, einem selbsterklärtem Blood-and-Honour-Aussteiger, mit guten Kontakten in die Szene. [9]

André B. mag die AfD und semiautomatische Waffen.

Es gibt weitere Gemeinsamkeiten der Mitglieder (Stand 20. Mai): Ein großer Teil scheint in der Online Community um den Omnibus Simulator 2 (OMSI) aktiv zu sein und viele mögen regionale und lokale Nahverkehrsunternehmen, deren Werkshöfe etc.

Im Gegensatz zu Mahlig scheint die Gruppe um David S. nicht große Ausrüstung zu benötigen, was eine schnellere Einsatzbereitschaft nahelegen kann. Jedoch ist unklar, ob die Mitglieder der Gruppe tatsächlich Interesse an einer möglichen Auseinandersetzung haben oder lieber in der OMSI-Onlinecommunity bleiben.

Die Linkvorschau auf die mittlerweile gelöschte eBay-Kleinanzeige [7] lässt den Schluss zu, dass der Leipziger Norden vorrangiges Gebiet für den ersten Einsatz wird.

Über weitere Gruppenmitglieder folgt demnächst ein Artikel.

[1] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/04/01/was-macht-eigentlich-die-burgerwehr-leipzig/

[2] https://twitter.com/nowehrle/status/733954026757365760

[3] https://twitter.com/le_zeck/status/729115663189585920

[4] https://twitter.com/le_zeck/status/729116710188531713

[5] https://twitter.com/nowehrle/status/729372777459949569

[6] https://linksunten.indymedia.org/de/node/60357

[7] https://twitter.com/nowehrle/status/735510474272432130

[8] https://twitter.com/nowehrle/status/735851534651625472

[9] https://motherboard.vice.com/de/read/neurechte-starten-whistleblower-seite-um-refugee-welcome-mafia-zu-entlarven-29203

Was macht eigentlich die Bürgerwehr Leipzig?

In den letzten Jahren haben wir alle ungezählte Möglichkeiten gehabt irgendwelche Zombiefilme im Kino zu sehen. Daher sind wir alle in der Lage den Zustand der Bürgerwehr Leipzig, die sich seit geraumer Zeit „Leipziger Zivilcourage e.V.“ nennt [1], präzise zu beschreiben: Untot.

Nach dem, von diversen Aktivist_innen begleiteten, „Einsatz“ am 10. März 2016 [2] erklärte die Bürgerwehr, dass sie nur in kleiner Besetzung „Präsenz […] zeigen“ wollten:

Dies war eine Zeit lang die letzte öffentliche Äußerung der Bürgerwehr, bis René Mahlig am 18. März die Wahlerfolge der AfD in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt als, vom „System“ gesteuert erklärte. [3] Die längere Erklärung Mahligs über das System wurde von Mahlig im Kommentarbereich noch mit Klassikern des Antisemitismus und des Antiamerikanismus garniert [4]. Leider ist uns die Reaktion des mutmaßlichen Bürgerwehranwalts Roland Ulbrich [5], der Mitglied der AfD und Mitbegründer der Patriotischen Plattform ist, nicht bekannt. Wir vermuten aber, dass die Behauptung, die AfD wäre systemgesteuert, für einige Zerrüttung im Team der Bürgerwehr gesorgt hat. Mittlerweile ist der Post von Mahlig nur noch über die Facebookbilder und den Direktlink zu finden [6].

Womöglich spielt eine Sinnkrise eine Rolle für die Inaktivität der Bürgerwehr. Mahlig sieht sich in einem Polizeistaat. Zugleich behauptet die Bürgerwehr die überforderte Polizei beim Schutze der Bürger unterstützen zu wollen. Will Mahlig etwa einen vermeintlichen Polizeistaat, den nach eigener Aussage ablehnt unterstützen?

Während Mahlig häufig als Personenschützer von Kathrin Oertel auftritt [7], berichten andere von Undercovereinsätzen vermeintlicher Bürgerwehrmitglieder [8]. Dass Mahlig und seine Truppe tatsächlich Undercover auf Streife gehen, darf zum derzeitigen Zeitpunkt bezweifelt werden. Damit würde sie ihre erklärten Ziele ad absurdum führen.

Tatsächlich scheint die Bürgerwehr massive Personalprobleme zu haben: Die erste Patrouille bestand noch aus ca. 8-10 Personen, die zweite nur noch aus drei Personen [2]. Von den vollmundig angekündigten sechs 5-Personen-Teams [9] ist wenig übrig geblieben. Eine Facebookseite, welche die Umbenennung nicht mitgemacht hat, beschwert sich über zu wenig Unterstützung, die über Likes hinausgeht [10]. Tatsächlich scheint der Schwung am Anfang nur für Gewaltandrohungen gegen Kritiker_innen gereicht zu haben [11].

Auch wenn die Bürgerwehr Leipzig im Moment nur durch Postings ihres Anführers auffällt, die klar dem sogenannten Mahnwachenspektrum zuzuordnen sind, ist es an uns allen die Situation im Blick zu behalten. Die Bürgerwehr fristet, wie eingangs erwähnt, das Dasein eines Untoten, jedoch wäre es gefährlich jetzt nachzulassen. Bleiben wir alle weiterhin wachsam gegenüber den Umtrieben der Leipziger Bürgerwehr.

[1] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/04/umbenennungen-und-der-burgerwehrverein/

[2] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/11/auswertung-der-ersten-patrouillen/

[3] https://archive.is/JCTW2

[4] https://twitter.com/le_zeck/status/711945672489099265

[5] https://nowehrle.noblogs.org/post/2016/03/03/wer-ist-der-burgerwehranwalt-eine-spurensuche/

[6] https://twitter.com/domokun1990/status/713487826915041280

[7] https://twitter.com/domokun1990/status/713327547430354945

[8] https://twitter.com/geheimtippleipz/status/714368948788191232

[9] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/701824436010360832

[10] http://archive.is/Oxvtz

[11] https://twitter.com/gieszkanne/status/714843495991795712

PS: Herr Mahlig, irgendwie scheinen Sie etwas dünnhäutiger gegenüber unserer Kritik geworden zu sein.

Wer steckt hinter der Bürgerwehr Leipzig? Teil 2 – Helmut-Alexander Kalex

Bei der, durch verschiedene Aktivist_innen beobachteten, Patrouille der Bürgerwehr Leipzig vom 10. März 2016 nahmen neben René Mahlig noch zwei weitere Personen teil. Eine dieser Personen war Helmut-Alexander Kalex [1].

Doch wer ist Kalex? Eine kurze Recherche zeigt, dass Kalex aus dem antiimperialistischen Spektrum kommt, welches sich zumindest in Teilen mit Ken Jebsens Antisemitismus problemlos identifizieren kann und ihn als „Zionismuskritik“ rechtfertigt. [2] Kalex scheint keine unbekannte Person im Mahnwachenspektrum zu sein, so administriert er „linke“ Facebookgruppen, in denen der Querfrontchrakater der Mahnwachenbewegung negitiert wird [3]. Im vergangenen September trat das aktive Bürgerwehrmitglied auf einer Veranstaltung von attac Leipzig als Referent auf [4].

Aufschluss über Helmut-Alexander Kalex liefert sein Facebookprofil. Kalex bedauert das fehlen einer kommunistischen Linken, da im Prinzip alle von ihm angesprochenen Missstände auf den Imperialismus zurückgeführt werden könnten. [5] Besonders bemerkenswert für ein Mitglied einer Bürgerwehr ist die Kritik [5] an der mangelnden Aufklärung im Fall Oury Jalloh, einem Asylbewerber, welcher in Dessau im Polizeigewahrsam bei lebendigem Leib verbrannte. [6] Kalex scheint begeisterter Lenin-Leser zu sein [7].

Kalex gehört zum Umfeld des Stadtrates Alexej Danckwardt, welcher bereits in der Vergangenheit mit neurechten Bezügen auffiel, wie ein Watchblog dokumentiert [8]. Danckwardt war Mitglied der Stadtratsfraktion der Linken und spielte eine Schlüsselrolle im Fall der vermeintlich entführten Lisa [9]. Danckwardt ist bereits vor zwei Jahren als Verschwörungstheoretiker und bedingungsloser Anhänger Putins aufgefallen. [10]

Kalex kann diese Einstellungen Danckwardts problemlos teilen, wie seine Unterstützung für die „Volksrepublik Donezk“ illustriert.

Zwar sind sich beide in einigen Fragen etwas uneinig, jedoch in der Sache scheinen sie wenige differenzen zu haben.

Die einseitige Unterstützung Putins scheint der ideologische Kitt zwischen kommunistischen Antiimperialisten wie Danckwardt und Kalex und völkischen Nationalisten, die sich bei Legida wohlfühlen [11]. Da Kalex Aktivist_innen in Halle bekannt ist, gehen wir davon aus, dass er Mahlig bei der dortigen Montagswahnmache kennenlernte und dort mehrfach in Erscheinung trat.

[1] https://www.facebook.com/Kaltlandreisen/posts/963186580424827

[2] http://kommunistische-initiative.de/index.php/nachrichten/national/36-klassenkampf/1986-jutta-ditfurth-eine-antideutsche-leitfigur

[3] https://genfmblog.wordpress.com/2014/10/30/susan-bonath-eine-junge-welt-journalistin-auf-abwegen-2/

[4] http://www.libelle-leipzig.de/2015/09/vokue-mit-englischem-essen-vegan-buchvorstellung-und-diskussion-die-lage-der-arbeitenden-klasse-in-england-engels/

[5] https://archive.is/nRmM6

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Oury_Jalloh

[7] https://archive.is/Phh9u

[8] https://www.facebook.com/Gottseidanckwardt-1642160349404146/?fref=ts

[9] https://www.taz.de/!5270159/

[10] https://de.indymedia.org/node/1701

[11] http://www.sueddeutsche.de/politik/legida-protest-in-leipzig-und-dann-ist-chaos-1.2315913

Auswertung der ersten Patrouillen

Am 5. März zeigte sich, dass es Mahlig mit Patrouillen ernst meint. Wir versuchen an dieser Stelle die ersten Erkenntnisse zu sammeln.

Kurz vor 22:00 Uhr wurden am 5. März 2016 ca. 8-10 Personen, welche mit Westen, auf denen „Leipziger Zivilcourage“ aufgedruckt war, bekleidet waren. [1,2] Diese Personen verteilten Flyer an Passant_innen, auf denen sie über Zivilcourage informierten und sie erklärten nicht zu Legida zu gehören und dass die Polizei überfordert wäre. [3]

Nach eigenen Aussagen wurde die Patrouille der Bürgerwehr durch Polizeibeamte kontrolliert, was für eine gewisse Frustration sorgte.

Entgegen ihrer ursprünglichen Ankündigung [4], welche durch die Bürgerwehr oder Sympathisant_innen dieser als wahrheitswidrig dargestellt wurde [5], fand am Mittwochabend (9. März 2016) keine Patrouille der Bürgerwehr statt. [6]

Dafür wurde die Bürgerwehr am Donnerstag um 13:23 Uhr erstmals am Brühl gesichtet [7]. Zusammen mit zwei weiteren Personen [8,9, 10] zog Bürgerwehrgründer René Mahlig bis 14:56 Uhr [7, 11, 12] durch die Innenstadt [13, 14, 15]. Eine der Personen war Helmut-Alexander Kalex [18].

Wenn die beobachtete Route der Bürgerwehr berücksichtigt wird, dann scheint ein Schwerpunkt durch die Höfe am Brühl gebildet zu werden. Ein Sympathisant oder eventuell Mitglied der Bürgerwehr (er verwendet die erste Person Pulral, wenn er Werbung macht [16]) schlug diesen Schwerpunkt der Bürgerwehr vor, indem er auf einen Zeitungsartikel [17] verwies. Da gerade Teile der Bürgerwehranhänger_innen definitiv rechtsradikal sind [19], ist es besonders Bemerkenswert, dass Augenzeug_innen beobachten konnten, wie die Bürgerwehrpatrouille eine Pause vor der Geflüchtetenunterkunft im Brühlpelz einlegte. [18]

Mit Blick auf einen Zeitungsbericht über sexuelle Übergriffe in den Höfen am Brühl [17] ist es nahe liegend, dass die Gruppe um Mahlig hoffte in dieser Hinsicht den Helden spielen zu können.

Dieses Mal verteilte die Bürgerwehr keine Flyer an Passant_innen, obwohl René Mahlig welche dabei hatte. Von den drei Personen, welche auf Patrouille gingen, war lediglich Mahlig mit einer (bedruckten) Warnwesten ausgestattet. [9] Ebenso war Mahlig mit als einzige Person mit Handschauhen ausgestattet. Nicht erkennbar waren Funkgeräte, Stichschutzwesten, Kameras und Handschellen, was jedoch nicht bedeutet, dass diese nicht mitgeführt worden. Wenn jedoch nur eine Person mit einer Warnweste ausgestattet ist, zeigt das, wie gering die finanzielle Ausstattung der Bürgerwehr scheint. Die Aufrufe Material zu spenden, finden sich im Übrigen nicht mehr online.

Da die Gruppe aus Mahlig, Kalex und einer weiteren Person sich am Donnerstag sichtlich unwohl fühlte [18], ging sie am heutigen 11. März 2016 nicht in der Mittagszeit in der Innenstadt auf Patrouille, wie unser Außenteam feststellen konnte.

An dieser Stelle verweisen wir auf weitere Berichte zu den erfolgten Bürgerwehrpatrouillen:

Der Leipziger Würgerbär zum Samstagabend: https://www.facebook.com/wuergerbaer.leipzig/posts/1741122419455990

Der Leipziger Würgerbär zu Donnerstagnachmittag:

https://www.facebook.com/wuergerbaer.leipzig/posts/1741441249424107

Die Reisegruppe Kaltland zu Donnerstagnachmittag:

https://www.facebook.com/Kaltlandreisen/posts/963186580424827

Wir danken allen Aktivist_innen, welche die Bürgerwehr nicht unbeobachtet laufen ließen.

[1] https://twitter.com/nowehrle/status/706224003749433349

[2] https://twitter.com/nowehrle/status/706240827140513795

[3] https://twitter.com/Sunny_93/status/706221288629669890

[4] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/701824436010360832

[5] https://twitter.com/LpzZivilcourage/status/706861561311326208

[6] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/707728253776236544

[7] https://twitter.com/nowehrle/status/707929423627034624

[8] https://twitter.com/IFrauding/status/707914919203762176

[9] https://twitter.com/IFrauding/status/707925468616531968

[10] https://twitter.com/Kaltlandreisen/status/707915802784219137

[11] https://twitter.com/Kaltlandreisen/status/707928303206846464

[12] https://twitter.com/domokun1990/status/707928242842439682

[13] https://twitter.com/reharachte87/status/707926269430775808

[14] https://twitter.com/Kaltlandreisen/status/707922114117017600

[15] https://twitter.com/Kaltlandreisen/status/707920099672518656

[16] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/706552107764158464

[17] https://mopo24.de/nachrichten/uebergriffe-auf-maedchen-in-leipziger-shopping-centern-54106

[18] https://www.facebook.com/Kaltlandreisen/posts/963186580424827

[19] https://twitter.com/Ti_Wag/status/689766138729926656

Umbenennungen und der Bürgerwehrverein

„Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix!“ – Die Bürgerwehr Leipzig heißt jetzt „Leipziger Zivilcourage“ [1], bleibt trotzdem alles gleich? Wohl nicht ganz.

René Mahlig ist nach wie vor der Anführer der Bürgerwehr, die geünschte Ausrüstung hat sich nicht geändert, aber es gibt eine entscheidende Neuigkeit: Die Vereinsgründung.

Mit der Umbenennung der Facebookseite am 23. Februar 2016 [1], erfolgte auch die Bekanntgabe einer Vereinsgründung auf www.leipziger-zivilcourage.org, dem neuen Internetauftritt der Bürgerwehr. Zumindest kurzzeitig war die Satzung online, so dass sie am 19. Februar im Google-Cache [2] archiviert wurde. Die Satzung trägt jedoch als Datum den 22. Februar 2016.

Bevor die Satzung etwas näher betrachtet wird, zuerst noch etwas zum zeitlichen Ablauf. Mit der Gründung der Bürgerwehr, als Termin wird hier die Schaltung der Facebookseite betrachtet, suchte Malig einen Rechtsbeistand [3]. Im Februar, nach dem ursprünglichem Starttermin verkündete die Bürgerwehr „alles rechtliche abgeklärt“ zu haben [4]. Ein Gespräch mit einem Rechtsanwalt, womöglich Roland Ulbrich (AfD), ging diesem Post mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit voraus. Bereits zuvor wurde eine „Tagschicht“ erwähnt, welche über Zivilcourage aufklären solle, sowie eine Vereinsgründung angekündigt [5]. Auch hier ging ein Termin mit einem Anwalt voraus, leider ist der entsprechende Post nicht archiviert wurden und wir müssen uns auf unser Erinnerungsvermögen verlassen, was natürlich eingetrübt sein könnte.

Mit der nun, nach Angaben der Bürgerwehr, vollzogenen Vereinsgründung erscheint auch die Umbenennung in einem anderen Licht. Es ist unwahrscheinlich anzunehmen, dass bei Finanzbeamt_innen oder bei der Eintragung am Gericht eine Bürgerwehr auf große Gegenliebe stoßen würde.

Die vollständige Satzung haben wir als PDF hier hochgeladen.

Im folgenden sollen einige Punkte näher betrachtet werden:

Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts “Steuerbegünstigte Zwecke” der Abgabenordnung.

Hier wird deutlich, dass eines der Ziele von Mahlig die Einwerbung von Spenden ist. Dazu sieht die Satzung auch Fördermitgliedschaften vor.

Zweck des Vereins ist die Unterstützung von hilfsbedürftigen Personen in Schutz- , Gefahren- und Notsituationen. Der Verein wird Öffentlichkeitsarbeit betreiben, mit dem Schwerpunkt Zivilcourage. Es soll darüber aufgeklärt werden, wie man sich in gewissen Situationen verhält, ohne sich selbst zu gefährden. Die Öffentlichkeitsarbeit wird z.B. durch Flyer-Aktionen, Veranstaltungsabende unterstützt. Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch die Mitglieder.

Formal könnte die Bürgerwehr die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit damit erfüllen [6], ebenso wird deutlich welche Aktivitäten die Bürgerwehr in der nächsten Zeit plant. Neben reinen Patrouillen werden in Zukunft weitere Aktionen der Bürgerwehr zu erwarten sein. Insbesondere die erwähnten Veranstaltungsabende brauchen einen gewissen Vorlauf in der Planung und Vorbereitung, so dass sich diese wohl nur sehr schwer ohne Beachtung von Kritiker_innen durchführen lassen.

Zum Abschluss soll noch der, an Sportvereine erinnernde, Haftungsausschluss dokumentiert werden: Der Verein haftet nicht für fahrlässig verursachte Schäden oder Verluste, die Mitglieder bei der Benutzung von Anlagen oder Einrichtungen und Geräten des Vereins oder bei Vereinsveranstaltungen erleiden, soweit solche Schäden oder Verluste nicht durch Versicherungen gedeckt sind. Der Verein haftet seinen Mitgliedern gegenüber nicht für Schäden aus einem fahrlässigen Verhalten der Repräsentanten des Vereins. Dies gilt insbesondere für Schäden, die bei der Ausübung der Mitgliedschaftsrechte entstehen und für Schäden aus Unfällen und Diebstählen.

Bei jedem anderen Verein wäre klar, dass es sich um haftungsrechtlich erforderliche Formalitäten handelt. Bei der Bürgerwehr, welche, wie an ihrer Ausrüstung zu erkennen ist, die aktive Auseinandersetzung, allen Beteuerungen deeskalativen Verhaltens zum Trotz, sucht, erscheint dieser Passus diplomatisch ausgedrückt interessant.

[1] https://twitter.com/domokun1990/status/702234436306386944

[2] https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:R-N9oviTLcAJ:http://www.leipziger-zivilcourage.org/satzung/%2Bsatzung+site:leipziger-zivilcourage.org&lr&as_qdr=all&gbv=1&sei=WgvYVoCPIIansgG21Y2QCQ&hl=de&&ct=clnk

[3] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/687919694733553664

[4] https://twitter.com/le_zeck/status/698882125009973248

[5] https://twitter.com/le_zeck/status/695421329269391362

[6] Achtung PDF-Link: www.ofd.niedersachsen.de/download/54745

Wer ist der Bürgerwehranwalt? – Eine Spurensuche

Liebe Leser*innen,

an dieser Stelle verlassen wir die Domäne der Fakten und begeben uns in das Reich von Spekulationen. Wobei diese Spekulationen trotz allem faktenbasiert sind.

Für die folgenden Betrachtungen wurden zwei Grundannahmen getroffen:

1.) Die Bürgerwehr um René Mahlig lässt sich juristisch von einem Anwalt aus der Region Halle/Leipzig beraten, wobei Leipzig als Ort der Kanzlei, als wahrscheinlicher angenommen wird.

2.) Rechtsanwälte machen auf ihrem Facebookprofil Werbung für ihre Kanzlei bzw. ihre Tätigkeit als Rechtsanwalt.

Voraussetzung 2 wird durch den bekannten Anwalt der rechten Szene in und um Leipzig Arndt Hohnstädter widerlegt. Hohnstädter, der auch als Anwalt für Legida und deren Schatzmeister auftritt [1,2], bewirbt seine Anwaltstätigkeit nicht auf Facebook. Im Bewusstsein der eingeschränkten Verallgemeinerung dieser Annahmen wurden die Facebooklikes der Bürgerwehr untersucht.

Dabei fiel ein Profil näher auf: das von Roland Ulbrich (AfD). Ulbrich ist Rechtsanwalt in Leipzig, Burschenschafter, Mitglied der AfD und Mitbegründer der Patrotischen Plattform[3].

Roland Ulbrich war von Beginn Teilnehmer bei den Legidaaufmärschen und hielt beim Aufmarsch am 1. Februar 2016 auch eine Rede [4]. Eine ideologische Nähe zu Bürgerwehrprojekten scheint also zu bestehen. Jedoch ist es das einzige von ihm gelikete Bürgerwehrprojekt.

Hinweis: Trotz dieser vorliegenden Indizien kann nicht endgültig bestätigt werden, ob Ulbrich tatsächlich der Rechtsbeistand der Bürgerwehr Leipzig ist oder nur mit dieser sympathiert. Sachdienliche Hinweise können daher an nowehrle[ät]riseup[dot]net geschickt werden. (Derzeit existiert noch keine Möglichkeit der verschlüsselten Kommunikation.)

[1] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/leipzig-das-sind-die-koepfe-hinter-legida-13384814.html

[2] https://linksunten.indymedia.org/de/node/158265

[3] http://www.inventati.org/leipzig/?p=855

[4] http://www.sechel.it/legida-mit-afd-support-viele-blockaden-radikale-linke-zeigt-geschlossenheit/

Die Ausrüstung der Bürgerwehr

Wie der Facebookseite der Bürgerwehr Leipzig (oder Leipziger Zivilcourage, wie sie mittlerweile heißen) zu entnehmen war, suchte sie lange Zeit verschiedenste Ausrüstungsgegenstände, um ihre Patroullientätigkeit aufnehmen zu können. [1,2] Mittlerweile wären jedoch alle nötigen Spenden beisammen und die Spendenaufrufe wurden gelöscht [3].

Um einschätzen zu können, was es mit der Bürgerwehr Leipzig auf sich hat, sollten auch die erbetenen Ausrüstungsgegenstände begutachtet werden.

1.) Warnwesten

Angeblich zur rechtlichen Absicherung benötigte die Bürgerwehr blaue Warnwesten mit dem Aufdruck „Bürgerwehr Leipzig“ [1]. Welche rechtlichen Folgen das Tragen einer solchen Weste haben soll, bleibt unklar. Laut einem Warnwestenversand, würde das Tragen von Warnwesten durch Bürgerwehren hoheitliche Befugnisse der Träger_innen suggerieren. Ob jetzt neue Warnwesten mit dem Aufdruck „Leipziger Zivilcourage“ gedruckt werden bleibt unklar.

2.) Handschuhe

Zunächst bat die Bürgerwehr um René Mahlig um Quarzsandhandschuhe [1]. Diese gelten als schlagverstärkend und erfreuen sich daher unter anderem im Hooliganmillieu und bei Polizist_innen großer Beliebtheit [5, 6]. Ein Gutachten des Bundeskriminalamtes spricht diesen Handschuhen jedoch die schlagverstärkende Wirkung ab und unter anderem deshalb sind diese nicht als (verbotene) Waffe zu klassifizieren [7]. Unabhängig von der juristischen Bewertung lässt die Bitte um diese Handschuhe jedoch ein deeskalierendes Auftreten als unwahrscheinlich erscheinen.

Amazonlink zu den Quarzsandhandschuhen: http://www.amazon.de/gp/product/B00MA5N8AW

Offenbar wurde diese Diskrepanz zwischen Sprache und Tat auch dem Orgateam der Bürgerwehr bewusst und so wurde der Link auf kevlarverstärkte Schnittschutzhandschuhe geändert [1].

Amazonlink zu den Schnittschutzhandschuhen: http://www.amazon.de/dp/B00XPA7PU0

3.) Stichschutzweste

Ein weiterer Posten auf Mahligs Wunschliste, waren Stichschutzwesten. Das von Mahlig&Co gewünschte Produkt dient sowohl als Stich- als auch als Schlagschutzweste. Auch hier bestehen Zweifel am erklärten deeskalierendem Auftreten der Bürgerwehr. Gerade mit Blick auf die zunächst gewünschten Quarzsandhandschuhe verstärkt sich hier der Eindruck, es ginge darum aktiv den Konflikt zu suchen.

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4.) Taschenlampen

Zunächst wirkt die Bitte um Taschenlampen eher unverdächtig, gerade wenn das Ziel besteht nachts patroullieren zu wollen. Jedoch besitzt das gewünschte Produkt neben einer großen Helligkeit und verstellbarem Durchmesser des Lichtkegels noch eine weitere Eigenschaft: Eine Art Zackenkranz um die Schutzabdeckung der LEDs ermöglicht den Einsatz der „stoßfesten“ Lampe als eine Waffe gegen Kontrahenten.

Amazonlink zur Taschenlampe: http://www.amazon.de/gp/product/B00BTVH1WE

5.) Plastikhandschellen

Zwar beruft sich die Bürgerwehr auf §127 StPO, um sogenannte vorläufige Festnahmen von Straftäter_innen durchzuführen. Jedoch zeigt die Bitte um Plastikhandschellen (letztlich Kabelbinder) die Bereitschaft die direkte Konfrontation zu suchen. Womöglich erfüllt das Anlegen der Plastikhandschellen den Straftatsbestand des Freiheitsentzuges.

Amazonlink zu den Plastikhandschellen: http://www.amazon.de/dp/B003WJG3MK

UPDATE: Am 4. Februar wurde der Link von Plastikhandschellen auf Stahlhandschellen geändert. [11] Je nach Einzelfall kann das Anlegen von Handschellen und/oder Fesseln durch §127 StPO gedeckt sein. [12] Hier sollte nur aufgezeigt werden, dass unter bestimmten Umständen der Tatbestand der Freiheitsberaubung erfüllt sein kann.

Bundeswehrshoplink zu den Stahlhandschellen: http://www.bw-discount.de/security-und-selbstschutz/handschellen/261/handschellen-doppelkette

6.) Funkgeräte

Einige Tage nach dem ersten Spendenaufruf bat das Team um René Mahlig um weitere Gegenstände darunter Funkgeräte [2]. Die gewünschten Funkgeräte sind in Deutschland nicht ohne weiteres nutzbar, so ist definitiv eine Umprogrammierung erforderlich [8,9]. Die Bitte um Funkgeräte, wie auch die konkretere Einsatzplanung [10], legen nahe, dass die Bürgerwehr mit verschiedenen Gruppen parallel patroullieren möchte.

Amazonlink zu den Funkgeräten: http://www.amazon.de/dp/B00WFOZCKW

7.) Kameras

Die Bürgerwehr plant zur „rechtlichen Absicherung“ [2] alle Einsätze mit Actioncams aufzuzeichen und bittet daher um eben solche.

Amazonlink zur Kamera: http://www.amazon.de/dp/B015FNJH64

Ein Teil der Ausrüstungsgegenstände, wenn nicht alle, werden in einschlägigen Prepper-Onlineshops und -foren beworben, was Mahligs Ursprünge in dieser Szene nochmals unterstreicht.

Fazit: Die gewünschten Ausrüstungsgegenstände lassen den Schluss zu, dass die Bürgerwehr beabsichtigt aktiv die Konfrontation zu suchen und durch ihr martialisches Auftreten mit Quasiuniformierung, Quarzsandhandschuhen und Funkgeräten einschüchternd zu wirken. Die Aussage stets deeskalierend auftreten zu wollen [10], kann somit als Schutzbehauptung entlarvt und zurückgewiesen werden.

Zusätzlich scheint es zumindest den Versuch einer hohen Professionalisierung zu geben, was durch die angestrebte Vereinsgründung unterstrichen wird.

[1] https://twitter.com/le_zeck/status/690565664176758784

[2] https://twitter.com/le_zeck/status/698882125009973248

[3] https://archive.is/f5r9o

[4] http://www.warnweste.de/recht/buergerwehren-duerfen-keine-warnwesten-tragen/402

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Quarzsandhandschuh

[6] https://www.taz.de/!5171907/

[7] Achtung PDF-Download: www.bka.de/nn_205618/SharedDocs/Downloads/DE/ThemenABisZ/Waffen/Feststellungsbescheide/Sonstige/060712FbZ41HandschuheTacticalGloves,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/060712FbZ41HandschuheTacticalGloves.pdf

[8] http://www.gutefrage.net/frage/retevis-h-777-uhf-handfunkgeraet-frei-in-deutschland-nutzbar

[9] http://www.pmr-funkgeraete.de/forum/showthread.php?6043-Retevis-H-777-oder-Baofeng-BF-888s

[10] https://twitter.com/rainerzufall_le/status/701824436010360832

[11] https://twitter.com/le_zeck/status/704814079005892608

[12] https://twitter.com/stopthehate_de/status/704837013128740864

Wer steckt hinter der Bürgerwehr Leipzig? Teil 1 – René Mahlig

Als die Facebookseite der Bürgerwehr Leipzig am 15. Januar von Aktivist_innen entdeckt wurde, war relativ schnell klar zu erkennen, wer eine der treibenden Kräfte dieser Seite war und noch immer ist: René Mahlig.

Mahlig ist Admin der Facebookseite, so verwies die Bürgerwehr bis zur Umbenennung in „Leipziger Zivilcourage“ im Kontaktbereich auf Mahligs Facebookseite „LPZKlartext“. Heute ist Mahlig so wohl auf der Facebookseite, als auch auf der Website als Verantwortlicher gemäß §5 TMG angegeben.

Doch wer ist René Mahlig?

Mahlig selbst ist aktiv in der Prepper-Szene. Die Prepper bereiten (englisch prepare, daher der Name) auf einen Zusammenbruch der (westlichen) Zivilisation vor. Einen guten Einblick in diese Szene liefert die ZDF-Dokumentation „Selbstversorger – Die Angst vor dem großen Crash“ [1]. Protagonist_innen der Prepperszene bedienen Sprachbilder, welche an Sprache von Anhänger_innen der Verschwörungstheorie der New World Order kurz NWO erinnert. Laut Wikipedia [2] wird diese Verschwörungstheorie von Autor_innen, die entweder als christlich-fundamentalistisch, rechtsradikal oder esoterisch einzuordnen sind. In genau diesem Spannungsfeld bewegt sich der Kopp-Verlag, wie ein Blick auf die Verlagswebsite zeigt. (Auf eine Verlinkung wird hier bewusst verzichtet.) In den USA gibt es einen nicht unwesentlichen Teil der Prepperszene, welcher sich auf einen angeblich bevorstehenden „Rassenkrieg“ gegen die weiße Bevölkerung richten würde.

Belege für Mahligs Aktivitäten in dieser Szene liefern Einträge im Krisenvorsorgeforum. Es wird deutlich, dass er sich seit spätestens November 2012 mit dieser Thematik befasst. [3] Ebenso lassen die Einträge den Schluss zu, dass Mahlig mit einer Walther P22 mit 200 „Pfefferpatronen“ bewaffnet ist. Ebenso finden sich Einträge, die zeigen, dass Mahlig mehrere legal erhältliche Waffen besitzt oder zumindest eine Zeit lang deren Besitz anstrebte.

Laut Einträgen in diesem Forum lebt Mahlig seit 2014 in Leipzig.

Mutmaßlich über ideologische Gemeinsamkeiten, bedingt durch sein Verhaftetsein in der Prepperszene, ist Mahlig an die neurechte Montagsmahnwache Halle geraten, in dessen Orgateam er aufstieg, wie von ihm aufgenommene Fotos belegen [4]. Nähere Verstrickungen des Orgateams in rechtsradikale Zusammenhänge sind an anderer Stelle dokumentiert worden [5]. Mahlig koordinierte die Ordner_innen der Mahnwache [6] und während der Endgame-Demo am 12.12. in Berlin [7]. Regelmäßige Teilnehmende der Mahnwache sind Mitglieder der äußerst martialisch auftretenden Kameradschaft Brigade Halle [8], zumindest in Teilen stellte die Brigade auch Ordner_innen [8,9,10].

Welchen politischen Einstellungen Mahlig anhängt und sein Faible für Wiederstandsrethorik zeigen sich in seinem Profil in einem Leipziger Singles-Portal. [11] So zählen Mahnwachen und Kundgebungen zu seinen Hobbys. Er lehnt „Konsumwahn“ und „Systemlinge“ ab und eine Million Menschen vor dem Sitz des Bundestages wären sein Traum.

Dass Mahlig ein gestörtes Verhältnis zu einem demokratischen Rechtsstaat hat, beweist auch seine Reaktion auf eine Gefährderansprache der Polizei, welche ihn von seinen Plänen einer Bürgerwehr abbringen wollte.

Fast nur noch eine Randbemerkung ist es Wert, dass Mahlig anscheinend Sympathien für den Brothers MC Germany hegt. Dabei handelt es sich um einem Motorradclub, der den Hells Angels und Bandidos in nichts nachzustehen scheint [12].